Die Geschichte des Christstollen

Vor gut 700 Jahren wurde irgendwo in Deutschland der erste Stollen aus dem Ofen gezogen. Rezept und Entstehung liegen im Dunkeln. Schön ist umso mehr die Geschichte, die den Stollen begleitet: Der Stollen gehört zu den Gebildebroten, Backwaren also mit Symbolcharakter. wichtig am Stollen ist die dicke weiße Puderzuckerschicht, denn sie symbolisiert die weißen Tücher, in welche das Christuskind nach seiner Geburt in Bethlehem gewickelt wurde. Somit ist also der Stollen das Symbol für das Christuskind.
 

 

 Der ungeduldige Weihnachtsstollen

Es war einmal ein Weihnachtsstollen, der war ganz durchknetet von dem Gedanken, als leckeres Frühstücksbrot mit Butter zu dienen. Ja, es wurde ihm sogar in Aussicht gestellt, zum Nachmittagskaffee serviert zu werden, wie Kuchen, wie richtiger Kuchen.

Nun lag der süße Stollen aber schon wochenlang im Brotfach, lag da in durchsichtigem, glänzendem Weihnachtspapier mit Schneelandschaft und Christkind-Schlitten und musste mit ansehen, wie alle anderen Brote gebraucht wurden: das Schwarzbrot, das Vollkornbrot; sogar das Weißbrot und das Knäckebrot kamen regelmäßig an die Reihe und durften sich bewähren.

Ich glaube, der Stollen wurde ganz blass vor Neid und vor Ungeduld, aber das konnte man nicht sicher sagen, weil er ja über und über mit Puderzucker bedeckt war. "Da hat man soviel Aufhebens um mich gemacht," dachte der Stollen bitter wie Sukade, "hat mich gesüßt und mit Rosinen gespickt. Ja, sogar Marzipanstückchen hat die Hausfrau in mich hinein gebacken. Und nun? Nun bin ich überflüssig und gammele hier `rum, schön und lecker, aber unnütz."

Doch dann kam Heiligabend. Die Hausfrau stellte im Wohnzimmer die Geschenke auf.

Und nun, nun deckte sie in der Küche den festlichsten Kaffeetisch des Jahres; und das Beste, das Edelste und das Leckerste, das sie zu bieten hatte, das war der Weihnachtsstollen.

Leider konnte er seine große, feierliche Wichtigkeit nicht lange genießen, denn er schmeckte gar zu gut und war nach einer halben Stunde gegessen. (Helmut Wördemann)

 

Das Rezept:

Dresdner Christstollen
 

kg Mehl
450 g Butter
½ Liter Milch
200 g Zucker
120 g Hefe, frisch
10 g Salz
TL Ingwerpulver, Zimt, Kardamom und Muskatblüte (Macis)
Prise Nelken, gemahlen
Zitrone(n), abgeriebene Schale (unbehandelt)
EL Mandeln - Aroma oder 30 g bittere Mandeln
TL Ingwer, frisch geriebener
30 g Ingwer
500 g Rosinen (halb dunkel, halb hell)
150 g Korinthen
150 g Mandeln, gestiftelt
150 g Zitrone(n) - Schalen, kandierte
150 g Orange(n) - Schalen, kandierte oder Pomeranzenschalen
100 g Butter
60 g Zucker (Hagelzucker)
70 g Puderzucker
Pck. Vanillezucker, echter
 
Zubereitung:
Mehl in eine große Backschüssel sieben, in der Mitte eine kleine Vertiefung machen, Hefe hineinbröckeln, mit ein wenig erwärmter Milch und 1 TL Zucker zu einem flüssigen Brei verrühren. Diesen Vorteig 45 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.
Rosinen und Korinthen mit kochendem Wasser überbrühen, 15 Minuten quellen lassen. Danach abseihen und mit Hilfe eines Küchentuchs sorgfältig abtrocknen. Kandierte Zitronen- und Orangenschalen hacken. Messer dazu in heißes Wasser tauchen oder eine Schere benutzen.
Butter erhitzen, bis sie flüssig ist. Milch lauwarm erwärmen. Den Vorteig mit der Butter, der Milch, dem Zucker und den Gewürzen verrühren. Teig kräftig schlagen, bis er sich als Ballen von dem Schüsselrand löst.
Tipp: Teig mit der Hand kneten, dann hat man mehr Gefühl für seine Konsistenz. Teig etwa 1 Stunde gehen lassen.
Nun erst die Rosinen, die Mandeln und die kandierten Früchte hinzugeben. Kneten und nochmals 45 Minuten bis 1 Stunde gehen lassen.
Backofen auf 180 °C vorheizen (Ober- und Unterhitze). Stollenbackhaube und Backblech mit Butter ausfetten. Stollen hineingeben und backen (Garprobe mit der Stricknadel machen). 10-15 Minuten vor Ende der Backzeit kann die Stollenbackhaube abgenommen werden.
Noch heiß mit flüssiger Butter bepinseln, mit Hagel- und Vanillezucker, zum Schluss mit Puderzucker bestreuen. Komplett auskühlen lassen und mit Frischhalte- und Alufolie luftdicht verpacken.

Dies nur am Rande: damit jeder weis, dass ich das Rezept nicht einfach nur abgeschrieben habe.